eDonkey: Massive Aktion gegen P2P-Nutzer zeigt nahezu keine Auswirkungen
Am 23. Mai wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Köln gegen 3.500 Personen ermittelt, die über eDonkey urheberrechtlich geschützte Daten im Internet getauscht hatten. Diese Aktion wurde von der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) unterstützt. Laut einer Studie der iqoque GmbH hatte die von der Musikindustrie als großer Schlag gegen die Raubkopiererszene propagierte Aktion jedoch nur kurzfristige Auswirkungen und verursachte nahezu keine Veränderung im Downloadverhalten der User. ipoque ist ein auf professionelle Lösungen für Internet-Traffic-Management und -Analyse mit integrierter Applikations- und Nutzerkontrolle spezialisiertes Unternehmen.
Derzeit liegt der Anteil von P2P-Traffic am Internetverkehr in Deutschland zwischen 50% (tagsüber) und 80% (nachts). Davon gehört ein Anteil von ca. 50% eDonkey (vorwiegend eMule), 45% BitTorrent und ca. 2,5% Gnutella. Zwar kann man jede Tauschbörse zum Sharing von legalen Inhalten nutzen, allerdings ist BitTorrent die einzige P2P-Tauschbörse, die in einem nennenswerten Umfang tatsächlich zum Austausch legalen Contents genutzt wird.
Das illegale Downloaden über Tauschbörsen hat immense Auswirkungen auf die Musik- und Filmindustrie. Aus diesem Grund wird verstärkt gegen Raubkopierer vorgegangen. Dass sich die meisten User davon unbeeindruckt zeigen, beweist die ipoque-Studie. Nach der Aktion der Staatsanwaltschaft Köln in Kooperation mit der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) sank der P2P-Verkehr kurzfristig um ca. 15%. Bereits nach drei Wochen erreichte dieser allerdings wieder sein Ursprungsniveau.
Für die Studie wurden anonymisierte Daten genutzt, die ipoque von deutschen Netzwerkbetreibern zur Verfügung gestellt wurden. Es wurden nur Daten von Kunden berücksichtigt und aggregiert, die ihren Internetverkehr nicht einschränken. Das nachfolgende Diagramm zeigt den gleitenden 20-Tage-Durchschnitt des Netzwerkverkehrs. Die Daten repräsentieren ca. 250.000 deutsche Internetnutzer und erlauben somit Rückschlüsse auf den Anteil von P2P-Traffic im deutschen Internet. Die Messpunkte befinden sich hauptsächlich bei deutschen ISPs mit vorwiegend Privatkunden und einigen großen deutschen Universitäten.
ipoque prognostiziert, dass es auch künftig keine nennenswerten Änderungen geben wird, da die Nutzer sich absichern bzw. abgesichert fühlen (z.B. durch verschlüsselte Festplatten). Die meisten User gehen davon aus, dass sie nicht zurückverfolgbar sind oder besagte Aktionen der Verwertungsrechtevertreter vor Gericht keinen Bestand haben und nur als Einschüchterung seitens der Industrie aufzufassen sind. Des Weiteren ist das Ausweichen auf andere Tauschbörsen denkbar. Die zweitgrößte Tauschbörse in Deutschland ist BitTorrent, aber es existieren neuere Ansätze, welche die Anonymität der Nutzer versprechen, indem die Daten über mehrere andere Nutzer weitergeleitet werden (z.B. Mute). Dass die User tatsächlich verstärkt die illegalen Downloads einschränken, hält ipoque für unwahrscheinlich – lediglich Gelegenheits-Downloader werden sich eventuell abschrecken lassen.