MICHAEL Rechtsanwaelte

Studie: Kaum Schaden durch Filesharing

Eine im März 2004 erstellte englischsprachige Studie zum Thema „Auswirkungen des Filesharing auf den Verkauf von Musik“ hat ermittelt, dass der Schaden, der durch Filesharing angerichtet wird, gegen Null geht. Die Studie wurde von Felix Oberholzer (Harvard Business School) und Koleman Strumpf (UNC Chapel Hill) erstellt.

Im ensprechenden Abstract heißt es dazu:

A longstanding economic question is the appropriate level of protection for intellectual property. The Internet has drastically lowered the cost of copying information goods and provides a natural crucible to assess the implications of reduced protection. We consider the specific case of file sharing and its effect on the legal sales of music. A dataset containing 0.01% of the world’s downloads is matched to U.S. sales data for a large number of albums. To establish causality, downloads are instrumented using technical features related to file sharing, such as network congestion or song length, as well as international school holidays. Downloads have an effect on sales which is statistically indistinguishable from zero, despite rather precise estimates. Moreover, these estimates are of moderate economic significance and are inconsistent with claims that file sharing
is the primary reason for the recent decline in music sales.

Die Bezifferung des tatsächlich entstandenen Schadens fällt der Musikindustrie schwer. Fakt ist, dass die Umsätze in den vergangenen Jahren drastisch gesunken sind. Dies liegt aber auch daran, dass die Musikindustrie Ende der 90er Jahre stark von der Digitalisierung der Schallplatte profitiert hat. Viele Musikliebhaber wollten ihre alten Platte zusätzlich noch einmal auf CD haben.

Im Rahmen der aktuellen Filesharing Debatte wurde am 29. Mai 2006 ein Artikel in der FAZ veröffentlich, der folgende Aussage enthält:

Die Musikindustrie leidet Existenzängste. Seit 1999 ist der Umsatz um 40 Prozent eingebrochen. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland Platten im Wert von 1,75 Milliarden Euro verkauft, die Kopierer raubten Musik im Wert von 6,3 Milliarden Euro – ein Vielfaches der legalen Verkäufe.

Der gleiche Artikel enthält auch eine Infografik, aus der sich Folgendes ergibt:

Umsatz 2005: 1,75 Mrd €
Umsatzausfall durch Piraterie: 6,32 Mrd. €

davon:
Privatkopien: 5,65 Mrd. €
Internetpiraterie: 0,50 Mrd. €
Schulhofpiraterie: 0,11 Mrd. €
Traditionelle Piraterie: 0,06 €

Ausweislich dieser Studie, ist der größte „Schaden“ aber durch Privatkopien entstanden. Diese wurden dann mit dem Begriff Piraterie vermengt. Dabei ist offensichtlich vergessen worden, dass gem. § 53 UrhG Privatkopien völlig legal sind und die Musikindustrie hierfür einen finanziellen Ausgleich in Form von GEMA Abgaben erhält. Wenn überhaupt, läge der Schaden durch Filesharing also bei 0,50 Mrd. €.

Es wäre schön gewesen, wenn dies im FAZ Artikel deutlich zum Ausdruck gekommen wäre.

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